3. Dezember 2013
Der Gemeinderat in Birresborn hat sich mit großer Mehrheit gegen die Ansiedlung der Hühnerfarm im Gewerbegebiet ausgesprochen! Damit steht die Planung vor dem Aus.
Dies zeigt, wie wichtig die Überzeugungsarbeit zu dem Thema beim Gemeinderat war und das hier auch Umwelt- und Naturschutzargumente ausschlaggebend gewesen sind. Der Gemeinderat verweist in seiner Erklärung darauf, dass es in einem förmlichen Genehmigungsverfahren zu Klagen gekommen wäre, die eine Genehmigung der Anlage deutlich verzögert, wenn nicht unmöglich gemacht hätte.
Der NABU hat im Vorfeld seine Entschlossenheit gezeigt, hier notfalls den juristischen Klageweg zu gehen.
Der NABU Kylleifel ist erleichtert über die schnelle Entscheidung des Birresborner Gemeinderates und die eindeutige Überzeugungskraft vieler Bürger und Organisationen gegen den Bau einer solchen Anlage. Sie sollte uns auch vor Augen führen, woher wir unsere Lebensmittel beziehen und wie sie erzeugt werden. Anlagen wie die in Birresborn geplante, darf es auch woanders nicht geben und dies liegt auch in der "Macht" und dem Kaufverhalten der Verbraucher.
Weitere Infos unter:
Inmitten des waldreichen Kylltales auf einem rund 3,5 Hektar großen, brachliegenden Gelände zwischen Lissingen und Birresborn sollen drei Legehennen-Stallanlagen mit jeweils 110.000 Hennen in Volierenhaltung auf drei Etagen gebaut werden.
Dies hat nichts mehr zu tun mit traditioneller Landwirtschaft, sondern hier handelt es sich um industrielle Massentierhaltung.
So gibt es bisher in ganz Rheinland-Pfalz nur rund 603.000 Legehennen in Betrieben mit mindestens 3.000 Haltungsplätzen (Stat. Landesamt RLP 2012). Diese Anlage alleine würde also den Legehennenbestand im Land um mehr als 50% erhöhen.
Anlagen dieser Größe emittieren große Mengen Ammoniak und Stäube.
Ammoniak ist ein stark stechend riechendes, farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas, das zu Tränen reizt und erstickend wirkt. Es entsteht bei der Zersetzung von tierischen Exkrementen. Von der Gefahr einer Vergiftung durch Ammoniak sind wegen der guten Wasserlöslichkeit des Ammoniaks insbesondere Fische und andere Wasserlebewesen betroffen. Pflanzen werden durch die ätzende Wirkung geschädigt.
Ausfallende Ammoniumsalze wirken als Stickstoffdünger auf ihre Umgebung.
Für Ammoniak gibt es zwar Filteranlagen. Diese verteuern aber die Produktion deutlich, können auch nur einen bestimmten Prozentsatz des Ammoniaks herausfiltern und arbeiten mit großen Mengen Schwefelsäure.
Anfallender Hühnertrockenkot ist ein hochkonzentrierter Stickstoffdünger, der irgendwohin "entsorgt" werden muss. Da es sich bei der geplanten Anlage um einen Gewerbebetrieb handelt, verfügt er anders als z.B. ein normaler Landwirtschaftsbetrieb nicht über Äcker und Wiesen, auf denen er den Kot ausbringen kann. Eine Entsorgung des Kots in eine Biogasanlage ist dabei keine Lösung, da dort nur der Kohlenstoffanteil des Kots vergoren wird und in Methan umgewandelt wird. Sämtliche Nährstoffe - insbesondere der Stickstoff - verbleiben in voller Höhe im Gärrest. Dieser wird dann auf die "Entsorgungsflächen" um die Biogasanlagen herum ausgebracht?
Die geplante Anlage liegt:
Der Hundsbach hat darüber hinaus als einer der wenigen Bäche in der Eifel auf seiner gesamten Länge die Gewässergüte I (= unbelastet).
Dem NABU gehören im angrenzenden Hundsbachtal insgesamt 2,1 Hektar Wald. In diesem Wald konnte im Sommer 2012 in aufgehängten Fledermauskästen Nachweise der Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) und des Braunen Langohrs (Plecotus auritus) erbracht werden.
Was muss man eigentlich noch tun, um als Standort nicht geeignet zu sein?
Das Gebiet ist auch Lebensraum der seltenen und gefährdeten Wildkatze. Hier ein Foto einer überfahrenen Wildkatze auf der L24 auf der Höhe der Lindenquelle vor Birresborn
Aufnahme vom 22.09.2012
Details zum Schutzstatus, zur Schutzwürdigkeit, zu vorhandenen Biotopen und Arten können Sie selber nachschauen im Landschaftsinformationssystem des Landes - LANIS:
Unter http://map1.naturschutz.rlp.de/mapserver_lanis/ können Sie unter der "Suche" des Ortsnamens verschiedene Fenster und Legenden öffnen und über den "i"-Knopf Detailinformationen zu einzelnen Flächen und Biotopen erfragen.
Das ist eine Tierhaltung, bei der zu viele Tiere in einem Stall bzw. in einer Anlage stehen, und zwar „zu viele“ aus folgenden Gründen:
1. weil wegen fehlenden Platzes und Auslaufs Tiere leiden, ihre artgemäßen Verhaltensweisen nicht ausüben können, sich darum gegenseitig verletzen und deshalb „vorbeugend“ ihre Schnabelspitzen oder Ringelschwänze kupiert (abgeschnitten) bekommen;
2. weil der Seuchen- und Krankheitsdruck mit der Tierdichte massiv ansteigt und diese Haltung nur mit massiven Antibiotika-Gaben praktikabel ist - wodurch antibiotika-resistente MRSA- und ESBL-Keime entstehen, die – zusammen mit den krankenhausbürtigen Resistenzkeimen – die Wirksamkeit aller unserer noch wirksamen Antibiotika gefährden;
3. weil ab einer bestimmten Tierzahl die Emissionen von Geruch, Bioaerosolen, Keimen und Ammoniak so stark werden, dass Anwohner und Umwelt belästigt und gefährdet werden und die Immobilienwerte der Anwohner gegen Null gehen;
4. weil solche industriellen Anlagen jetzt oder zukünftig in der Hand großer Konzerne sind, die die mittelständisch-bäuerlichen Betriebe verdrängen.
Der Gesetzgeber sieht Risiken durch Immissionen ab folgenden Tierzahlen gegeben: 1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 600 Rinder-, 15.000 Legehennen- und Puten- sowie 30.000 Masthühnerplätze.
Ein sehr empfehlenswerter Kurzfilm über unser Verbraucherverhalten sehen Sie hier:
BUND Kreisgruppe Vulkaneifel
http://vulkaneifel.bund-rlp.de/themen_projekte/nein_zur_eierfabrik_im_kylltal/
Bundesweites Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken"
www.bauernhoefe-statt-agrarfabriken.de
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Kampagne "Meine Landwirtschaft - Unsere Wahl"
Presseartikel Lokalo
http://www.lokalo.de/artikel/43726/Kommt-ein-Huehner-KZ-ins-Kylltal#.UnPewCdbdVU